Positiv Denken My Ass

Positiv Denken My Ass

Die letzten Jahre hat sich das Angebot an Büchern zum Thema „Positives Denken“ verzehnfacht, und auf Facebook schmücken täglich beinahe hundert Postings mit klugen Sprüchen á la „The Secret“ meine Timeline. Das ist ja alles schön und gut. Aber jetzt mal ehrlich: Funktioniert das wirklich? Ich behaupte: Nein! Bei dieser fast schon sektengleichen Infiltration des Positiv-Denken-Wahnsinns bekomm ich schon aus Trotz so richtig Lust auf miese Gedanken.
Nein, Spaß bei Seite: Positive Gedanken sind natürlich wunderbar, und ja, beeinflussen das Leben fundamental… ABER: Suchst du dir wirklich aus was du denkst? Setz dich mal 5 Minuten hin und beobachte – ohne bewusst über etwas Bestimmtes nachzudenken – was dein Kopf dir bietet. Ich weiss ja nicht wie das bei dir so abläuft, aber ich habe definitiv keinen Einfluss darauf, was mir mein Hirn als Nächstes vorsetzt.

Und genau hier beginnt der Konflikt mit dem positiven Gedanken-Wunderwerk. Während du doch ausnahmslos nur konstruktive, liebevolle, selbstachtende und friedvolle Gedanken hegen solltest, hat dein Kopf vielleicht ganz andere Pläne. Er serviert dir völlig unkontrolliert, ausser Rand und Band und ohne deine vorigen Einwilligung täglich deine abertausenden Gedanken.

Ein Gedanke ist erst mal nur ein Gedanke. Er hat keine Bedeutung, er „poppt einfach auf“. Nur ist er einem vielleicht aufgefallen, weil er besonders aus der Reihe tanzt. Also beginnt man, ihm eine Bedeutung zuzuschreiben und steckt ihn in eine Negativ- oder eine Positivschublade. Und genau hier liegt der Hund begraben. Es geht nämlich gar nicht darum, WAS man sich denkt, sondern ob man den Gedanken Glauben schenkt. Auch dieser Ansatz ist natürlich komplex – immerhin glaubt man bestimmten Gedanken meist schon jahrelang. Ich finde die Erkenntnis dessen, das man seine Gedanken nicht kontrollieren, sondern sich besser um deren Verarbeitung kümmern sollte (und das kann man ja durchaus bewusst tun), allerdings äußerst entspannend.

In diesem Sinn bemühe ich mich seit einer Weile, weniger Dompteur, und mehr Zuschauer in meinem Kopfzirkus zu sein. Auch als Zuschauer lässt man sich natürlich gerne mal mitreissen, die gewisse Distanz zur Bühne macht allerdings einen komfortablen Unterschied!

Thirtysomehing Thoughts

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Luxus To Go

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